Montag, 20. Juni 2011

P.S. zum Vorigen

Zum Vorigen ging mir angesichts von Wald und Wiese durch den Kopf, dass nach dem Krieg viele unserer Autoren sich der Natur zuwandten. Sie vermieden problematische Situationen während des Lebens im 3. Reich. Statt dessen wurden sie ontologisch: sie wandten sich dem zu, was sich nicht ändert. Das konkret schwierige Dasein fordert harte Entscheidungen ab. Das Sein kann, weil ewig, durch kleine Menschen wie unsereinen nicht verändert werden. Heldentaten wären sinnlos.

Ein Beispiel aus Wikipedia abgekupfert: "Karl Krolow, der aus einer Beamtenfamilie stammte, wuchs in Hannover auf, wo er das Realgymnasium besuchte. Von 1935 bis 1942 studierte er Germanistik, Romanistik, Philosophie und Kunstgeschichte an den Universitäten in Göttingen und Breslau. "Krolow, der bereits seit 1934 der Hitlerjugend angehört hatte, trat 1937 der NSDAP bei.[1] Ab 1940 begann Krolow, Gedichte in Zeitschriften wie der Krakauer Zeitung, dem NS-Propagandablatt des Generalgouvernements, zu veröffentlichen. Ab 1942 ließ sich der Autor als freier Schriftsteller in Göttingen nieder. 1943/44 publizierte er auch in der nationalsozialistischen Wochenzeitschrift Das Reich.[1] ... 1952 zog Krolow nach Hannover, 1956 nach Darmstadt, wo er bis zu seinem Tode lebte. Bereits seit den Fünfzigerjahren galt Krolow als einer der bedeutendsten Lyriker der deutschen Nachkriegsliteratur." And so on. Er wurde überhäuft mit Ehren.

Oskar Loerke, Lektor bei Fischer vor und auch während der Hitler-Zeit, mag als Vater dieser Richtung gelten, er dichtete selbst:

"Mein Haus, es steht nun mitten/ Im Silberdistelwald. /Pan ist vorbeigeschritten./ Was stritt, hat ausgestritten / In seiner Nachtgestalt." So isses. Ich sag nicht, er hätte Menschenrechte vertreten und ins KZ gehen müssen! Das wär "moral insanity" (Enzensberger). Ich sag nur, dass mich die Wendung zur Ontologie in der Literatur stets argwöhnisch stimmt.

Weil es zu jeder Regel Ausnahmen gibt: Benns "Astern, schwälende Tage", Ezra Pounds "Be in me as the eternal moods" - ist klar. Aber der Pan von Loerke kommt mir vor wie eine Venus aus Kommissbrot. (Und dieses hübsche Oxymoron ist von Clemens Brentano).

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