In jungen Jahren hab ich erstes gutes Geld dafür verwendet, mir solide Möbel aus massiver Fichte beim Tischler zu bestellen: einen Schreibtisch vor allem andern, dann auch Bücherregale, Musiktruhe, Doppelbett, zwei Kommoden, einen Kleiderschrank.
Bei Umzügen hat sich das Mobilar als schwerwiegend im Wortsinn erwiesen – und ich hab mich öftes gefragt, weshalb ich mich mit 30 fürs ganze Leben so eindecken wollte. Es sei unpraktisch, hörte ich mehrfach. Man werde alter Sachen überdrüssig und kaufe gern mal neue.
Warum war es bei mir anders? Ich hatte nach sehr hektischer und unruhiger Kindheit und Jugend ein starkes Bedürfnis nach Stabilität – war meine eigene, naheliegende Erklärung. Inzwischen fiel mir eine ganz andere ein, und sie scheint mir nun die eigentliche und richtigere zu sein.
Ich wollte mich damals ein für allemal von der Sorge „ums Sach“, wie es im Schwabenland heisst, befreien. Nachdem ich an grösseren Gebrauchsgegegenständen alles angeschafft hatte, was ich in meiner Lebenszeit benötigen würde, konnte ich mich meinen eigentlichen Aufgaben zuwenden. Ich war schliesslich nicht Konsument von Beruf.
Umso interessanter fand ich, was ich bei Lesungen in Schulen immer wieder hörte: Wieviel verdienen Sie?, wurde ich stets gefragt. Und auf meine Gegenfrage, warum Geld so wichtig sei: „Dann kann ich mir alles leisten, was ich haben will“. Tolles Auto, die neuesten Klamotten... undsoweiter; es folgte immer eine Aufzählung von Sachen.
Darauf eingehend, erfuhr ich, die Schüler wünschten sich gar nicht den Genuss eines besonders bequemen oder schnellen Wagens. Hohe Wertschätzung wollten sie geniessen: „Du wirst doch ganz anders eingeschätzt, wenn du im Carrera vorfährst! Mit der Rolex am Handgelenk. Im Anzug von Boss oder Armani.“ Sie kannten alle Marken.
„Andere“ Einschätzung also war es, was sie schmerzlich entbehrten. Nun ist allerdings ein Michael Ballck nicht deshalb angesehen, weil er im Ferrari vorfährt – „teuerster Krankenwagen von London“, spotteten vielmehr seine Teamkollegen bei Chelsea, als er lange verletzt war. Nicht der Wagen war es gewesen, der ihm ursprünglich hohe Wertschätzung eingebracht hatte.
Unser Talent zu entwickeln und einzusetzen, welches immer es sein mag, dafür sind wir da. Blosse Symbole für Fähigkeiten, die zu entwickeln wir nie die Courage, nie die Selbstdiszplin aufgebracht haben, bringt allenfalls Spott ein, Häme, Sarkasmus und sogar offene Geringschätzung.
Viele junge Leute scheinen das nicht oder nicht mehr zu wissen. Und vielleicht vergessen sogar wir Älteren, die es erfahren haben sollten, diese Allerweltsweisheit zu oft, als gut für uns ist.
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