Samstag, 13. Juni 2009

Grausamkeits-Duselei

Im Radio lief eine Sendung, da wurde jungen Frauen eine Art Sucht nach blutrünstigen Grausamkeiten in der Kriminalliteratur nachgesagt. Die Verlage würden sich darauf einstellen, und die Buchhändler würden von Kindergärtnerinnen-Romanen sprechen.

Ein Kenner der Szene bestätigte es. "Ja, Kitatanten- oder Krankenschwester-Krimis. Weil man (ungerechterweise) unterstellt, dass gerade diese Frauen aus sozialen Berufen und so harmlos aussehend, eine rabenschwarze Fantasie haben und sich mit großer Freude an Schilderungen von Obduktionen und brutalsten Gewaltverbrechen ergötzen. ("Uihhh, ich konnte da kaum wieterlesen, echt hart war das!")

Es ist eine "Welle", denke ich - ähnlich der Fresswelle nach den Hungerjahren vor 1950 oder der Porno-Welle danach. Wenn ein harmloses Filmchen wie "Die Sünderin" schon zum Skandal aufgebläht wird, macht man Softpornos über angebliche Schulmädchen zum Publikumsrenner. Seitdem es genügend Lebensmittel zu kaufen gibt, essen Vernünftige nur soviel, wie sie vertragen; und nachdem Sexualität nicht mehr tabuiert ist, sind pornografische Produkte ein Minderheitenprogramm.

Ähnlich denke ich mir die Entwicklung der Blutwelle. Sobald jungen Frauen, auch in Betreuungsberufen, das natürliche Mass an Aggressionen zugestanden wird, ist ein Abebben der Welle zu erwarten. Wie lang müssen wir darauf warten? Erfahrungsgemäss laufen solche Wellen etwa im Verlauf einer Generation aus, also innerhalb eines Vierteljahrhunderts. Kann nicht mehr lang dauern bis zum Wendepunkt.

1 Kommentar:

  1. Aber hoffentlich erkennen das dann auch die Marktforscher rechtzeitig und empfehlen den Verlagen eine Umstellung ihrer Programme :-)

    AntwortenLöschen